Mythen rund um die Elektromobilität

Herzlich willkommen zurück auf dem Blog von we.digitize! Hier informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und geben Einblicke in spannende Themen rund um unser Unternehmen und die Branche. In diesem Beitrag räumen wir mit den häufigsten Mythen rund um die Elektromobilität auf.

Die gängigsten Mythen auf den Punkt gebracht

In diesem Beitrag widmen wir uns den verbreitetsten Mythen rund um die Elektromobilität. Dabei geht es um Annahmen und Vorurteile, die häufig als Fakten wahrgenommen werden, in Wirklichkeit jedoch nur teilweise oder gar nicht zutreffen. Viele diese Missverständnisse basieren auf veralteten Informationen oder unvollständigen Vergleichen und werden oft als Argumente gegen Elektrofahrzeuge ins Feld geführt.

Ziel dieses Beitrags ist es, diese Fehleinschätzungen zu beleuchten, mit aktuellen Fakten zu untermauern und so zu einer sachlichen Diskussion beizutragen.

 

1. „Elektroautos haben eine zu geringe Reichweite“

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Moderne Elektrofahrzeuge erreichen Reichweiten von 300 bis 500 km. Im Vergleich dazu schaffen Verbrenner zwar 800 bis 1.000 km, doch der überwiegende Anteil der alltäglichen Fahrten liegt deutlich unter der typischen E-Auto Reichweite. Somit sind lange Reichweiten für den Alltag kaum entscheidend. Bei Fernreisen erfordert es zwar mehr Planung, aber dank des stetig wachsenden Ladeinfrastruktur-Netzes ist dies kaum noch problematisch. Zudem kommt aber, dass es bereits viele Tests mit neuen Batterietypen gibt, die in der Testumgebung über 1.000 km weit kommen.

 

 

Das sieht man beispielsweise bei Feststoffbatterien bei Mercedes und VW, die seit Anfang 2025 derartige Tests durchführen und über 1.000 km Reichweite zurückgelegt haben (Artikel1, Artikel2).

 

2. „Laden dauert zu lange und rechnet sich nicht.“

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Das ist keineswegs der Fall, denn dank Schnelllade-Technologie (DC) ist es möglich in etwa 30 Minuten bis zu 80% des Akkus aufzuladen (Zum Artikel). Wird diese Zeit effektiv eingeplant, ist dies für die meisten Nutzer gut lösbar. Fahrzeuge stehen den überwiegenden Teil der Zeit nur herum, z.B. im Büro oder an der Uni. In dieser Zeit kann das Fahrzeug auch an AC Ladestationen gemütlich vollladen, ohne dass der Nutzer etwas Anderes tun muss, als bisher.

 

 

3. „E-Autos sind nicht umweltfreundlich, vor allem wegen der Batterie.“

Dem widersprechen sowohl Recyclingansätze als auch nachhaltige Produktionsprozesse. Gerade die Batterien werden zunehmend recycelt und umweltfreundlicher produziert. Laut P3 erreicht ein Tesla Model Y beim heutigen EU-Strommix die Klimaneutralität erst nach etwa 95.000 – 120.000 km, unter 100% erneuerbarer Energien jedoch schon nach 50.000 km oder weniger. BMWs kommender iX3 schafft diesen Punkt sogar schon nach 17.500 – 21.500 km, je nach Lademix (Zum Artikel). Laut Fraunhofer ISI verbrauchen E-Autos bis zu 50% weniger Treibhausgase als vergleichbare Verbrenner (Zum Artikel).

 

4. „Es gibt zu wenig Ladestationen.“

Das Ladenetz ist bereits solide ausgebaut und wächst weiter, insbesondere entlang der Autobahnen. Öffentliche Ladepunkte finden sich aktuell in rund 57% der Gemeinden, in denen etwa 95% der Bevölkerung leben (Zum Artikel). Außerdem werden die meisten Ladevorgänge zu Hause oder am Arbeitsplatz durchgeführt.

 

5. „Das Stromnetz bricht durch zu viele E-Autos zusammen.“

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Diese Sorge ist unbegründet, denn Netzbetreiber arbeiten mit Lastmanagement und Smart-Charging-Lösungen, um Überlastungen zu verhindern. Studien belegen, dass die Stromverbrauchslast durch Elektroautos deutlich geringer ist als die für die Produktion von Benzin:

„Der Gedanke, dass Elektroautos das Stromnetz überlasten, ist schlicht falsch. Die Produktion von Benzin verbraucht viel mehr Strom als direktes Laden von Elektrofahrzeugen.“ – Juice Technology AG / BEM e.V.

 

 

6. „E-Autos sind in der Anschaffung zu teuer.“

Obwohl höhere Anschaffungskosten möglich sind, profitiert man langfristig von niedrigen Betriebskosten. Die Ersparnisse ergeben sich vor allem durch günstigere Energie, d.h. Strom statt Sprit. Das gilt allerdings nur, wenn man mit dem eigenen Stromtarif oder auf der Arbeit laden kann. Wenn man unterwegs mit Roaming lädt, dann ist es oft 0,50€+ pro kWh. Mit einem Verbrauch von 20kWh auf 100km ist es nicht günstiger als mit einem Verbrenner. Allerdings machen weniger Wartungsaufwand und steuerliche Vorteile E-Autos in der Gesamtbilanz wirtschaftlich attraktiver.

 

7. „E-Autos sind zu langweilig zu fahren.“

Vor allem durch sofortiges Drehmoment ist der Start bedeutend schneller. Hinzukommt ein leiseres Fahrgefühl und immer neue Tech-Features. Außerdem sind viele E-Autos schneller als Sportwagen. Insgesamt sorgen diese Aspekte für ein angenehmeres Fahrgefühl. Natürlich bleibt die Wahl des Fahrgefühls stets eine persönliche Entscheidung, die von individuellen Vorlieben abhängt.

 

8. „Die Batterien von E-Autos halten nur wenige Jahre.“

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Studien von Geotab, p3 und TÜV Nord zeigen, dass E-Auto-Batterien auch nach 10 Jahren noch eine erhebliche Restkapazität aufweisen. Bei richtiger Pflege können sie über 20 Jahre halten, mit einer durchschnittlichen Degradationsrate von etwa 1,8% pro Jahr (Geotab). Hersteller wie VW und Hyundai bieten oft entsprechende Garantien über 8 Jahre an.

 

 

9. „Das Laden ist zu kompliziert.“

Moderne Ladesysteme arbeiten über Apps, RFID-Karten oder kotaktloses Bezahlen. Ladestationen zeigen freie Plätze, Ladeleistungen und Preis in Echtzeit an. Einige Systeme ermöglichen automatische Planung oder Reservierung der Ladevorgänge. Da die meisten

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Fahrer den Strom zu Hause oder am Arbeitsplatz beziehen, ist der Unterschied zum klassischen Tanken im Alltag oft geringer. Zukünftig wird der Ladevorgang durch Plug & Charge noch einfacher werden: Einstecken, Laden, abrechnen und das alles automatisch ohne App oder RFID-Karte.

Wenn Sie tiefer in die rechtlichen Hintergründe einsteigen möchten, schauen Sie sich gerne den vorigen Blogbeitrag „EU Verordnungen“ an. Dort gibt es unter anderem eine ausführliche Erklärung zu dem AFIR Gesetz.

 

 

10. „E-Autos taugen nichts für das Landleben.“

Mit heimischer Ladung zu Hause oder am Hof entfallen lange Wege zur nächsten Tankstelle.  Zudem hält sich die Batterie, wie bereits angesprochen, deutlich länger als man denkt und die Infrastruktur wird auch auf dem Land konsequent ausgebaut. Besonders günstig wird es vor allem, wenn man selber Photovoltaik auf dem Dach hat. Das ist auf dem Land oft leichter umzusetzen als in der Stadt.

 

11. „E-Autos sind zu leise, was eine Gefährdung darstellt.“

Seit Juli 2019 sind akustische Warnsysteme (AVAS) gesetzlich vorgeschrieben. Alle neuen Fahrzeuge müssen bei niedrigeren Geschwindigkeiten bis 20km/h künstliche Fahrgeräusche erzeugen, meist über Lautsprecher außen am Fahrzeug. Das führt zu deutlich mehr Sicherheit.

„Gerade bei niedriger Geschwindigkeit sorgt das AVAD für mehr Sicherheit. Die Geräusche ähneln oft Verbrennern oder futuristischen Sounds.“ –  Bundesanstalt für Straßenwesen

 

Wie entstehen Mythen rund um die Elektromobilität?

Viele der heute noch verbreiteten Vorurteile über die Elektromobilität stammen aus ihrer frühen Entwicklungsphase. Damals waren die Reichweiten tatsächlich geringer, die Ladezeiten länger und die Ladeinfrastruktur lückenhaft. Einzelne Negativerfahrungen, wie defekte Ladestationen und lange Ladezeiten, erhielten in den Medien große Aufmerksamkeit. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass negative Erlebnisse allgemein stärker im Gedächtnis bleiben als positive.

Hinzukommt, dass sich viele Menschen an die damaligen Medienberichte aus der Anfangszeit erinnern, als die Technik noch nicht den heutigen Stand erreicht hatte. Zudem neigen wir dazu, neue Technologien mit dem zu vergleichen, was sie gewohnt sind. Wer seit Jahrzehnten Verbrenner fährt, beurteilt ein E-Auto oft nach Kriterien wie Reichweite und Tankgeschwindigkeit, obwohl sich beide Konzepte nicht ein zu eins gegenüberstellen lassen.

Auch wirtschaftliche Interessen tragen zur Verfestigung dieser Mythen bei. Unternehmen aus der klassischen Automobil- und Mineralölbranche haben ein nachvollziehbares Eigeninteresse daran, die Vorteile von Verbrennungsmotoren hervorzuheben und die Skepsis gegenüber der Elektromobilität zu fördern.

 

Einordnung der Gegenpositionen

Es wäre weder zielführend noch sachlich, sämtliche Kritikpunkte an der Elektromobilität pauschal als unbegründet abzutun. Manche Bedenken haben durchaus einen wahren Kern, vorausgesetzt, sie werden im richtigen Kontext betrachtet.

Es ist richtig, dass die Reichweite eines Elektrofahrzeugs in der Regel geringer ist als die eines Verbrenners. Für Vielfahrer, die täglich lange Strecken zurücklegen, kann ein konventioneller Antrieb derzeit noch praktischer sein, auch wenn sich der technologische Abstand kontinuierlich verringert. Ebenso ist es korrekt, dass die Ladeinfrastruktur in dünn besiedelten Regionen noch nicht flächendecken vorhanden ist. Wer zudem keine Möglichkeit hat zu Hause oder am Arbeitsplatz zu laden, sollte den Kauf eines E-Autos sorgfältig abwägen. Allerdings laufen bereits umfangreiche Ausbauprogramme, um diese Lücken zu schließen.

Auch der Kostenaspekt ist nachvollziehbar, denn E-Autos sind häufig teurer in der Anschaffung. Berücksichtig man jedoch staatliche Förderungen, sinkende Batteriepreise und geringere Betriebskosten, ergibt sich oft ein anderes Gesamtbild. Die Preisfrage bleibt dennoch ein legitimer Punkt, den man in eine ehrliche Bewertung mit einbeziehen sollte.

Der Autor Clayton M. Christensen beschreibt in seinem Klassiker „The Innovator’s Dilemma“ eine häufige Fehleinschätzung im Umgang mit neuen Technologien. Anfangs sind diese teurer, ineffizienter und sprechen möglicherweise andere Kunden an als die etablierten Produkte. Dennoch erschließen sie neue Märkte und ihre Technik entwickelt sich schnell weiter, sodass sie schließlich günstiger, leistungsfähiger und attraktiver werden als die bestehenden Lösungen. Ein anschauliches Beispiel aus dem Buch sind Festplatten für PCs. Immer wieder wurde die Speichertechnologie durch neue Ansätze disruptiert und die Hersteller der alten Technologien verpassten den Anschluss, weil sie das Potenzial der neuen Technologien unterschätzen.

Bei Elektroautos lassen sich deutliche Parallelen erkennen. Anfangs gelten sie als teuer, ineffizient und mit begrenzter Reichweite nur für bestimmte Kundengruppen geeignet. Mit der rasanten Entwicklung der Batterietechnologie ändern sich diese Einschätzungen jedoch. Reichweiten von über 1.500 km pro Ladung werden möglich, die Fahrzeuge werden effizienter und kostengünstiger und die potenzielle kundengruppe erweitert sind deutlich.

Diese differenzierte Betrachtung macht deutlich, dass einige Mythen auf tatsächlichen Einschränkungen oder Herausforderungen basieren. Gleichzeitig sind viele dieser Punkte bereits in der Lösung oder verlieren mit dem technologischen Fortschritt an Relevanz. Wie bei den meisten Themen gilt es, sowohl Vorteile als auch Nachteile objektiv zu betrachten und auf dieser Grundlage eine persönliche Entscheidung zu treffen. Pauschale Ablehnung aufgrund von Halbwahrheiten ist ebenso wenig hilfreich wie unkritische Begeisterung ohne Blick auf mögliche Kosten.

 

Blick in die Zukunft

Die Elektromobilität steht erst am Anfang einer dynamischen Entwicklung. In den kommenden Jahren sind erhebliche Fortschritte zu erwarten, sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Neue Batterietechnologien und leistungsfähigere Ladesysteme werden die Ladezeiten weiter verkürzen und höhere Ladeleistungen ermöglichen. Gleichzeitig werden die Fahrzeugpreise durch Skaleneffekte sinken, denn je mehr Elektroautos produziert werden, desto günstiger werden Rohstoffe, Bauteile und Fertigungsprozesse pro Fahrzeug.

Auch im Bereich der Nachhaltigkeit sind Verbesserungen absehbar. Recyclingverfahren, Second-Life-Konzepte für Batterien und eine CO₂-ärmere Produktion werden zunehmend etabliert. Ergänzt wird dieser Fortschritt durch gesetzliche Rahmenbedingungen, steuerliche Vorteile oder Ausbauziele für die Ladeinfrastruktur.

Zudem können technologische Innovationen wie das bidirektionale Laden eine Schlüsselrolle spielen. Elektrofahrzeuge würden damit nicht nur als Transportmittel dienen, sondern auch als flexible Energiespeicher, die Strom ins Netz, ins eigene Zuhause oder in externe Geräte zurückspeisen können.

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass viele der heute noch wahrgenommenen Nachteile schon in wenigen Jahren keine Relevanz mehr haben werden. Die Elektromobilität wird dadurch nicht nur alltagstauglicher, sondern auch zu einem zentralen Baustein einer klimafreundlichen und zukunftsfähigen Mobilität.

 

Ausblick und Fazit

In der Summe lässt sich sagen, dass viele der verbreiteten Mythen über die Elektromobilität auf veralteten oder unverhältnismäßigen Annahmen fußen. Die heutige Realität zeigt eine attraktive, verlässliche und zunehmend nachhaltige Mobilitätsoption. Mit wachsender Ladeinfrastruktur, cleveren technischen Lösungen und wirtschaftlichen Vorteilen wird die Elektromobilität alltagstauglicher denn je.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unseren Beitrag zu lesen.

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Bleiben Sie gespannt!